Kein Zimmer wie das andere

Auch abseits von der klassischen Hotel-Übernachtung findet sich so mancher kleine Unterkunfts-Schatz, der das Japan-Erlebnis unvergesslich machen kann.
Kapselhotel
Ein Raum so groß wie ein Single-Bett: Mehr Platz zum Schlafen erhältst Du hier nicht, denn Dir steht in diesem Hotel kein ganzes Zimmer zur Verfügung, sondern lediglich ein keiner Verschlag — Seeleute würden vielleicht von einer Kajüte sprechen. Ursprünglich für überarbeitete und übernächtigte Büroangestellte entwickelt, die nachts den Heimweg nicht mehr schaffen, erfreut sich diese Übernachtungs-Form mittlerweile auch unter Touristen immer größerer Beliebtheit. Du musst keine unzähligen Überstunden schieben, um einmal in einem solchen Raumwunder zu übernachten, übrigens ganz ohne Reservierung. In Tokyo kannst Du Dich sogar in einem Bücherregal zur Ruhe betten. Aber täusche Dich nicht: Wenig Platz heißt nicht unbedingt schlechter Service. Nicht selten sind verschiedene Toilettenartikel wie Zahnpasta, Zahnbürste, Shampoo und Seife inklusive. Dieser Hotel-Typ weist auch nur wenige Nachteile auf. Grundsätzlich fehlt eine Hotel-Gastronomie, hungrige Menschen finden höchstens ein paar Automaten für Speisen und Getränke vor. Pärchen dürfen sich keine Kabine teilen, sondern müssen die Geschlechter-Trennung beachten: Jungs ziehen in eine andere Hotel-Etage als Mädchen. Weil Frauen sich in allgemeinen Kapsel-Hotels häufig nicht sicher fühlen, entstehen solche Hotels mittlerweile auch in einer Women-Only-Version. In Deutschland kannst Du in Berlin ein Kapsel- oder Wabenhotel ausprobieren.
Ryokan
Erst seit der Edo-Zeit verbindet sich mit dem Begriff der gehobene Beherbergungs-Standard. Das schlägt sich allerdings auch im Preis nieder: Hier übernachtest Du nicht so günstig wie in einem herkömmlichen Hotel. Vor unserem europäischen inneren Auge entsteht automatisch das Bild eines hübsch anzusehenden Hauses in traditionellem Stil, in geschmackvollem Ambiente und sehr angenehmer Atmosphäre, das neben der reinen Übernachtung auch weitere Annehmlichkeiten bietet, wie etwa traditionelle Speisen, serviert auf dem Zimmer, und so genannte ›Onsen‹, also Steinbäder mit heißem Wasser aus natürlichen Quellen. Typisch für ein Ryokan ist außerdem das Futon-Bett, das nach dem Abendessen im Raum ausgerollt wird; an derselben Stelle, an der zuvor der Tisch mit dem Abendessen stand. Gäste können sich während des Aufenthalts in ein Yukata kleiden. Diese Form der Herberge geht zurück auf ein großes Netzwerk aus Unterkünften für Wanderarbeiter, Pilger und Kaufleute aus der Heian-Zeit.
Machiya
Neben dem Ryokan verströmt keine andere Übernachtungsform so viel traditionell japanisches Flair wie ein Machiya, ein hölzernes Stadthaus. Im Gegensatz zu Hotels oder Ryokans findet dort kein Herbergsbetrieb im eigentlichen Sinne statt; Du kannst stattdessen ein japanisches Stadthaus mieten und darin wohnen, inklusive Selbstverpflegung. Dank verschiedener Anbieter funktioniert das auch für kürzere Zeiträume, also beispielsweise für nur wenige Nächte. Der Vorteil liegt auf der Hand: Du kannst das alltägliche Leben in japanischen Städten ganz direkt kennenlernen, ohne Rezeption, Zimmerservice oder Gemeinschaftsduschen. Die Küche kannst Du nutzen, um Dich selbst an japanischen Rezepten zu versuchen, mit Zutaten, die Du vielleicht vom nicht weit entfernten Wochenmarkt gerade eben mitgebracht hast. Vielleicht verfügt Dein Haus ja sogar über einen Balkon oder eine Terrasse, sodass Du bei gutem Wetter auch den Abend dort verbringen und beispielsweise im Sommer den Zikaden lauschen kannst; im Winter kuschelst Du Dich dagegen drinnen ein, mit Deiner Reiselektüre und einer dampfenden Tasse Tee bei weichem Licht aus den traditionellen Papierlampen. Mancher Autor sagt: Du hast Kyoto — die Machiya-Hauptstadt Japans — nicht wirklich kennen gelernt, bevor Du nicht in einem Machiya gewohnt hast.
Hostel
Wer eine Reise unternimmt, möchte bisweilen auch gern in Kontakt mit anderen Reisenden kommen. Dafür bieten Hostels sich sehr gut an. Sie sind nicht nur günstig — geschlafen wird ggf. in Mehrbettzimmern, für Verpflegung ist selbst zu sorgen; dafür stehen in den Gemeinschaftsräumen aber oft Mikrowelle und Wasserkocher bereit —, sondern sie stiften auch ganz automatisch Kontakte. Entweder kommst Du in den Gemeinschaftsräumen — Sanitäranlagen, Aufenthalts- und Speisebereiche, Selbstversorger-Küche, Waschküche — von allein mit anderen Gästen ins Gespräch. Oder Du schließt Dich einer der Aktivitäten an, die in Hostels oftmals angeboten werden: Kulturabende, Bastel-Workshops oder gemeinsame Stadt- und Kneipentouren können zusätzlich das Eis zwischen Fremden brechen.
Jugendherberge
Gern auf diejenige Lebensphase festgelegt, wenn die großen Reiseträume nicht von den entsprechenden finanziellen Mitteln begleitet werden, kann die Jugendherberge doch eigentlich mehr als nur günstig. Auf meiner letzten Japan-Reise kam ich spät abends und völlig übermüdet in einer Jugendherberge an, die ich über den Deutschen Verband gebucht hatte — um dann am nächsten Morgen bei Tageslicht festzustellen, dass ich in einem buddhistischen Tempel gelandet war. Die Atmosphäre dort hat mich tief beeindruckt und mir bleiben mehr Erinnerungen als nur die an eine günstige Übernachtung. Es lohnt sich aber auf jeden Fall für Dich, Dich vorab eingehender über Deine Unterkunft zu informieren.
Hotel
Der Klassiker unter den Übernachtungsformen kann sogar noch ein paar Überraschungen bereithalten. Zunächst einmal: In stark frequentierten Städten wie Tokyo und Kyoto fällt das Angebot an Hotels enorm groß aus, da bleibt kaum ein Wunsch unerfüllt. Ob es nun ein Pool auf dem Dach oder ein komplettes Fitnessstudio im Keller für Dich sein muss, sollst Du selbst entscheiden. Aber auch bei Hotelzimmern im traditionell japanischen Stil, mit Tatami-Matten und Futon-Bett, wirst Du fündig. Wenn Du dann vom Zimmer aus, am besten auch direkt aus der Badewanne, einen guten Blick auf die Stadt erhältst und Dein Frühstück vielleicht sogar auf einer begrünten Terrasse serviert bekommst — was will das Japan-Abenteurer-Herz mehr? Achte darauf, dass Dein Hotel günstig liegt, also beispielsweise in der Nähe zentraler Parks oder Sehenswürdigkeiten und am besten mit kurzem Weg zur nächsten Öffi-Haltestelle.
Businesshotel
Insbesondere in Tokyo haben wir durch Recherchen auch schon viele Business-Hotels entdeckt, die durch zentrale Lage auffallen und trotzdem nicht nur geschäftlich-nüchtern daherkommen, sondern noch weitere Annehmlichkeiten bieten. Und dass, obwohl sie sich eben eigentlich nicht primär an Touristen richten. Das erkennst Du beispielsweise daran, dass sie oft weniger Zimmerservice bieten, aber dafür Automaten für Getränke oder die Möglichkeit, Wäsche selbst in der Münz-Waschmaschine zu waschen. In einem Business-Hotel sollst Du Dich also um einige Dinge selbst kümmern können. Dafür findets Du in diesem Segment niedrigere Preise pro Nacht und Zimmer.
Viel recherchiert ist gut geschlafen
Setze Dich vor allem vor Deiner Reise intensiv mit Deinen Unterkünften auseinander. Guter Schlaf und ein angenehmes Ambiente tragen viel zu einem runden Reiseerlebnis bei. Wir jedenfalls werden bei unserer nächsten Japan-Reise — wann immer die auch stattfinden mag — nicht nur Hotelzimmer buchen. 終