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Wie Du einen Interkontinentalflug überlebst

Japan öffnet vorsichtig seine Grenzen. Da heißt es für viele von uns: planen, buchen und los geht es! In dieser besonderen Vorbereitungs- und Hinfieber-Zeit wollen wir Euch mit allerlei nützlichen Tipps für Eure nächste Japan-Reise versorgen. Eine Blog-Serie für alle Fernweher, Akut-Reiseplaner und Abenteurer

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Der lange Flug

Einer der ersten Punkte auf der To-Do-Liste für die nächste Japan-Reise betrifft die An- und Abreise. Schon bei der Wahl der Fluggesellschaft fängt das große Recherchieren an. Es gilt, die Prioritäten festzulegen: Soll es lieber ein Budget-Flug mit längerer Dauer, Umstiegen und wenig Service sein, oder erlaubt das Reisebudget eine zügige Verbindung und mehr Annehmlichkeiten, dann aber zu einem vielleicht saftigen Aufpreis? Flüge mit vielen Stopps dauern länger, kosten aber weniger. Wer langes Fliegen weniger gut verträgt, sollte gerade hier vielleicht nicht so viel sparen.

Stell Dir vor, nach diesem langen Flug berühren deine Füße endlich — und vielleicht sogar zum ersten Mal — japanischen Boden ... und Dir fallen die Augen zu; Du bist mürrisch, Dein Nacken tut Dir weh und vielleicht ist Dir auch noch kalt. Das muss nicht so sein! Ob nun zehn oder sechzehn Stunden: Du kannst einiges tun, um Dir die Zeit in der Luft zu erleichtern. Das beginnt schon mit der Wahl der Ankunftszeit: Wir planen unsere Interkontinentalflüge gerne so, dass wir über Nacht fliegen und dementsprechend morgens am Zielort ankommen. Da wir durch Jetlag und hysterische Vorfreude vor Ort sowieso nicht gleich wieder einschlafen, können wir die Zeit genauso gut bereits für die ersten Entdeckungen nutzen. Am Ende des ersten Tages im Zielland ist der Jetlag soweit abgebaut, dass wir — voll bepackt mit ersten Eindrücken — selig in die erste Nacht vor Ort hineinschlafen. Damit greifen wie auch schon den lokalen Tag-/Nacht-Rhythmus auf.

Topp Tipps für den entspannten Flug

Was Du alles während des Fluges tun kannst, um erfrischter am Zielflughafen anzukommen, empfehlen wir Dir in dieser Liste.

Mit dem richtigen Verhalten kommst Du auch nach einer langen Zeit im Flieger entspannt an.

Mit dem richtigen Verhalten kommst Du auch nach einer langen Zeit im Flieger entspannt an.

Mache den Schluckspecht

Trinke viel Wasser ... auch wenn Du diesen Hinweis nicht mehr hören kannst. Warum? Zum einen ist die Luft in Flugzeugen viel trockener und Du verlierst über die Schleimhäute in Nase und Mund mehr Wasser als unten auf dem Boden. Zum anderen laufen durch das lange Sitzen und den geringeren Luftdruck auch Blutfluss und Lymphflüssigkeits-Transport gerade aus der unteren Körperhälfte nach oben nicht mehr optimal. Das Wasser verdünnt und erleichtert damit den Flow.

Wähle eine optimale Sitzposition

Deine Sitzposition übt eine großen Einfluss auf Deine Blut- und Flüssigkeitszirkulation aus. Versuche, die Beine nicht übereinanderzuschlagen und auch nicht im Schneidersitz zu sitzen. Besorge Dir ein Reisekopfkissen, damit auch Deine Nackenmuskulatur entspannen kann. Nichts ist ärgerlicher, als das Abenteuer mit Verspannungs-Kopfschmerz zu beginnen!

Kleide Dich passend

Niemand, aber auch wirklich niemand, der schon einmal eine lange Flugreise unternommen hat, legt Wert auf modische Höhenflüge. Vermeide enge Kleidung, besonders bei Hosen darf es etwas weiter oder sogar legerer sein; die gute alte Jogginghose tut hier einen guten Dienst. Trage bequeme Schuhe und ziehe sie am Platz aus (aber vergiss nicht, sie beim Gang zur Toilette wieder anzuziehen). Mein Geheimtipp: Nimm Dir Deine Lieblingssocken mit ins Handgepäck. Mit denen an den Füßen kannst Du besser entspannen, warme Füße helfen außerdem gut beim Einschlafen. Es schadet nichts, die ›schluffigen‹ Kleidungsstücke zunächst im Handgepäck mit an Bord zu nehmen. Dann kannst Du Dich am Beginn und am Ende des Fluges jeweils umziehen und betrittst das Zielland nach dem Frischmachen wie aus dem Ei gepellt.

Naschkatzen und Schnapsdrosseln

Versuche, auf schwere Speisen kurz vor dem Flug zu verzichten. Verdauen ist für unseren Körper kein Klax und in mehreren Kilometern über dem Boden kann schwer Verdauliches zu Sodbrennen, Magenschmerzen und ähnlichem führen. Mit Rücksicht auf all die anderen Passagiere im Flugzeug: Iss nichts, was aufbläht; also keine Zwiebeln, kein Knoblauch, keinen Kohl etc. Niemand mag zehn Stunden lang den recycelten Darmwind von Mitreisenden um die Nase geweht bekommen. Versuche auch, vor dem Abflug auf Alkohol zu verzichten. Zum Einen wirkt er in diesen Höhen viel stärker, zum Anderem verschlechtert Alkohol die Zirkulation. Auch der Mythos, Alkohol helfe gegen die Nervosität oder beim Einschlafen, entbehrt leider vollkommen der Wahrheit. Ganz im Gegenteil: Alkohol lässt Dich noch hibbeliger werden und vielleicht auch noch ein unangenehmes Verhalten und sogar Körpergeruch annehmen. Der Schlaf unter Alkohol ist für den Körper außerdem eine größere Anstrengung, weil er gleichzeitig entgiften muss. Auf Dein Japan-Reise kannst Du vor Ort ja immer noch anstoßen.

Schlaf, Kindlein, schlaf

Schlaf vertreibt erstens die Zeit viel schneller als jede Aktivität. Zweitens benötigt Dein Körper bei all dem Reisestress ohnehin jede Menge Ruhe, um aufzutanken. Meiner Erfahrung nach kannst Du mit genügend und zeitlich passendem Schlaf — also in Deinem normalen Rhythmus — den Jetlag clever herunterdrehen. Aber was tun, wenn das Sandmännchen einfach nicht vorbeikommen will? Oft sind es die Aufregung und der Stress der Anreise zum Flughafen, die uns nicht schlafen lassen. Immerhin fährst Du nicht einfach zum Einkaufen, sondern Du fliegst nach Japan! Folgende Kniffe können Dir helfen:

  • Iss nicht so viel Süßes und trinke nicht so viele Softdrinks. Zucker hilft nicht beim Einschlafen, er verzögert und verringert dagegen sogar den erholsamen Schlaf.
  • Wenn an Bord die Nachtruhe beginnt und das Begleitpersonal die Fenster verdunkelt, solltest Du versuchen, Dich zu entspannen, um bald schlafen zu können.
  • Versuche, wenn möglich, Deine normalen Einschlaf-Rituale beizubehalten. Essen, Zähne putzen, in bequeme Klamotten schlüpfen, vielleicht noch einen Film starten? Schlafen gehen. Den eigenen Rhythmus aufrechtzuerhalten, lässt Deinen Körper schneller in den Schlaf finden. Dein Körper erinnert sich, sozusagen: »Essen, Zähne putzen, in bequeme Klamotten schlüpfen — das heißt, ich kann jetzt herunterfahren, um demnächst einzuschlafen.«
  • Ziehe Deine Schuhe aus und Deine Lieblingssocken an. Je nach Fluggesellschaft oder Reiseklasse bekommst Du sogar Gratissocken. Beim Schlafen sinkt die Körpertemperatur. Um leichter einzuschlafen und in einen erholsameren Schlaf zu finden, hilft Kuschelwärme. Zieh Dir also am Besten noch Deine Strickjacke, Deinen Hoodie oder Deinen Pullover — jeweils in Bequem-Size — über oder frage, wenn nicht ohnehin schon vorhanden, nach einer Decke.
  • Mache alle Schotten dicht. Nutze beispielsweise eine Schlafmaske dafür. Die Wärme an den Augen entspannt zusätzlich. Manche Maske gibt sogar selbst Wärme ab; vor allem in Japan stehen solche Produkte gerade hoch im Kurs. Nutze Ohrenstöpsel oder lass über Kopfhörer entspannende Musik oder ein Hörbuch laufen, je nach Deiner Vorliebe. So nervt Dich auch nicht das Kindergeschrei zwei Reihen hinter Dir ...
  • Atme mal tief durch. Atme tief und langsam in den Bauch ein und aus — also so, dass Dein Bauch sich wie eine Kugel nach außen wölbt. Wiederhole das über ein paar Minuten hinweg und Du bist tiefenentspannt — auch wenn die Kinder zwei Reihen hinter Dir jetzt in die lautstarke Trotzphase eintreten. (Hierfür gibt es auch diverse Atem Anleitungen).
  • Lies etwas total Langweiliges oder etwas sehr Anspruchsvolles. Letzteres könnte dich natürlich auch um den Schlaf bringen.

Move your body!

Nicht nur Deine Nerven werden bei einem so langen Flug beansprucht. Damit sich Dein natürliches Sitzkissen mal entspannen kann und Du einer Reise-Thrombose — also der Bildung von Blutgerinseln durch eine lange Zeit der Inaktivität — effektiv vorbeugst, bringe Deinen Körper und seine Teile regelmäßig folgendermaßen in Bewegung.

  • im Sitzen: Hebe abwechselnd das linke und das rechte Knie und lasse dabei abwechselnd die Füße kreisen. Hebe Deine Beine ausgestreckt an und ziehe die Zehenspitzen in Richtung Nasenspitze nach oben oder in Richtung Boden nach unten. Das aktiviert die Wadenmuskeln, um den Flüssigkeitstransport zu stärken. Strecke Deine Arme nach oben aus und ›pflücke‹ mit Deinen Händen imaginäre Äpfel von einem imaginären, hoch hängenden Ast.
  • im Stehen: Suche Dir einen Halt zum Ausbalancieren und verlagere Dein Gewicht im Stand langsam auf die Zehenspitzen. Hebe die Fersen vom Boden ab. Halte die Position und komme so langsam wie möglich zurück auf die Fersen. Achtung: Führe die Übung nicht aus, wenn das Flugzeug zu stark wackelt, beispielsweise bei Turbulenzen. Du könntest sonst an den Sprunggelenken umknicken. Laufe auf und ab. Mache ein paar Kniebeugen oder Ausfallschritte. Vielleicht bietet das Bordpersonal sogar ein kleines Sportprogramm an, so wie bei meinem letzten Flug nach Japan.
  • für den Nacken: Lasse Deinen Kopf langsam in einem Halbkreis von rechts nach links über vorne kreisen, sodass auf der Mitte des Weges Dein Kinn fast die brust berührt. Führe den Kopf im Halbkreis wieder zurück. Wiederhole diese Kreisbewegung mehrfach. Ziehe deine Schultern an die Ohren, halte diese Position kurz und lass dann die Anspannung los.

Der richtige Start in Japan

Wenn Dein Reisezeitplan es zulässt, geh am Ankunftsflughafen duschen. In den meisten Flughäfen, so etwa im Tokyo Haneda Airport, im Tokyo Narita Airport und auch im Osaka Kansai Airport,  kannst Du für etwa 1.100 Yen sehr saubere Duschen nutzen. Inklusive sind 30 Minuten unter der Dusche, ein Handtuch, Shampoo und Seife. Weitere Hygieneartikel kannst Du gegen einen kleinen Aufpreis dazu kaufen. Nimm Dir die 30 Minuten Zeit und starte blitzblank und erfrischt in Dein Japan-Abenteuer.

Bleib entspannt. Gerade aktuell ist mit wesentlich längeren Wartezeiten an den Flughäfen zu rechnen. Richte Dich schon vorher darauf ein, dass die Abfertigung lange dauern, beispielsweise schon dann, wenn Du Dein Handgepäck zusammenstellst. Vor allem aber: Lass' Dir die Vorfreude nicht vermiesen. Du hast schon so lange darauf gewartet, da tun ein paar Minuten mehr jetzt auch nicht mehr weh.  ;-)

Mit all diesen Tipps kommst Du garantiert entspannter in Japan an, immerhin das Land der aufgehenden Sonne, und musst vor Ort nicht gleich wieder ›gute Nacht‹ sagen.

Dani

Sie schwingt für japanfuchs.de regelmäßig ihren Stift und zaubert Illustrationen, vom Charakter bis zur Szene. Daneben gibt sie praktische Tipps und teilt ihre langjährige Leidenschaft für Japan via Blogbeitrag.

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  • Dani

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  • Jojo

    Seine Blogging-Erfahrung und sein Geographie-Studium machen ihn zum idealen Schreibtisch-Entdecker ferner Länder. Für die Texte auf japanfuchs.de scheinen seine Fingerkuppen beinahe schon mit der Tastatur zu verwachsen.