Von Füchsen, Göttern und Abenteuern
Sowohl in der deutschen als auch in der japanischen Kultur ist der Fuchs mit vielseitigen Verhaltensweisen und Fähigkeiten ausgestattet. In beiden Kulturen steht der Fuchs für Intelligenz, Neugier, aber auch eine gewisse Hinterlist. Gerade die positiven Eigenschaften spiegeln unsere Faszination für Japan wider, die wir, das Team von japanfuchs.de, mit euch teilen möchten. Bei all unseren Recherchen zu den Facetten von Japan, die uns interessieren, haben wir in den letzten 25 Jahren viele interessante, wichtige und witzige Erfahrungen gesammelt, die wir nicht für uns behalten möchten. Da nun (hoffentlich) unsere lang geplante Japanreise nicht mehr in all zu weiter Ferne liegt, haben wir unsere Recherchen noch einmal intensiviert. Da lag es nahe, einen Blog draus zu machen. Lasst uns Japan gemeinsam entdecken!
Berliner Mitbewohner
Ich selbst bin in einer Kleinstadt aufgewachsen und hab den Fuchs, ehrlich gesagt, nicht so oft zu Gesicht bekommen. Meine Heimatstadt ist von viel Wald und Natur umgeben, warum sollte dieses wunderschöne Wildtier da in die Stadt kommen? Seitdem ich aber in Berlin lebe, hat sich die Frequenz der Fuchssichtungen deutlich erhöht. Hier gibt es die frechen Stadtfüchse. Sie bleiben stehen und beäugen Dich, ob du interessant genug bist oder vielleicht etwas zu essen für sie abfällt. Oft haben wir solche Begegnungen, wenn unser Hund dabei ist. Logischerweise gibt es nichts zu essen — weder für den Fuchs noch für den Hund. Besonders freche Füchse legen sich auch gerne mal direkt in den Weg und kratzen sich am Ohr ... soll doch der Mensch ausweichen.
Der Fuchs (lateinisch: Vulpes vulpes) hat eine Lebenserwartung von bis zu 15 Jahren. Ausgewachsen können Füchse ein Gewicht von fünf bis siebeneinhalb Kilogramm erreichen. Die Weibchen heißen ›Fähe‹, die Männchen ›Rüde‹ und die Jungfüchse ›Welpen‹. Der Fuchs gehört zu den Karnivoren, ist also ein Jäger und frisst so ziemlich alles: von Beeren über kleine Vogel-Eiern und Aas bis zu menschlichen Essensresten. Der bei uns bekannte Rotfuchs ist in Europa, Nordamerika und Asien verbreitet. Wie sein Name schon verrät, ist sein Fell von leuchtendem Rot über Orange bis Beige gefärbt. Je nach Jahreszeit und Region variiert die Fellfarbe. Nicht in Europa, aber in Japan, genauer auf der Insel Hokkaido ganz im Norden, lebt der Eisfuchses (lateinisch: Alopex lagopus), der sich natürlich farblich sehr von seinen europäischen Verwandten unterscheidet.
Kitsune oder Inari-Bote?
Die japanische Sprache kennt zwei Begriffe für den Fuchs. Kitsune ist grundsätzlich der Begriff für Fuchs auf Japanisch. Doch Obacht: Sowohl das Wort als auch das Wesen können doppeldeutig sein. Mit dem Begriff ist nicht nur der Name des Tieres gemeint, sondern auch die Eigenschaften des mythischen Wesens mit gleichem Namen, nämlich des Boten der Gottheit Inari ist. Er ist ein listiges Geistwesen — im Verhalten unserem Kobold nicht unähnlich. Er wird als ein Streiche spielendes Yokay (Ungeheuer, das nicht zwingend böse Absichten hat) beschrieben, das seine Gestalt verändern, die Kontrolle über Menschen übernehmen und Illusionen erschaffen kann. Je nach Situation setzt der Kitsune seine Kräfte für Gutes oder Schlechtes ein. Auch eine gewisse aufreizende Anziehungskraft ist mit Kitsune verknüpft. Je älter und mächtiger ein Kitsune wird, desto mehr Schwänze besitzt er, jedoch nicht mehr als neun.
Auch in der Popkultur ist der Fuchs oder Kitsune ein oft gesehenes Motiv bzw. ein beliebter Charakter, beispielweise im Manga/Anime ›Naruto‹: [Achtung, Spoiler] Ein neunschwänziger Fuchsgeist wurde in einen Jugendlichen, den Hauptcharakter Naruto, eingesperrt. [Spoiler Ende] Häufig anzutreffen sind aber vor allem Abbildungen von Füchsen als Wächter. Diese meist aus weißem oder grauem Stein geschlagenen Füchse bewachen die Schreine der Gottheit Inari. Ich erinnere mich, rote Füchse auch in Tokyo in einem Schrein gesehen zu haben. Sie tragen einen Schlüssel oder ein ›Wunschjuwel‹ im Maul — beides Insignien der Macht bzw. magische Gegenstände der Füchse in ihrer Rolle als Götterbote. Dann sind sie auch nur selten so hinterlistig wie als Kitsune.
Eine der wichtigsten Gottheiten
Schon beizeiten fiel mir auf, das Füchse — aber auch andere Figuren — oft ein rotes Lätzchen tragen und ich stellte mir die Frage: Warum? Gläubige bekleiden die Statuten damit, um direkt von diesem Wesen erhört zu werden. Das Ritual wird unter anderem für verstorbene Kinder angewandt, so erzählte mir eine Japanerin einmal, damit sich das jeweilige Götterwesen um die Seele des Kindes kümmert und es beschützt. Rot ist in Asien und gerade auch in Japan eine Schutzfarbe. Sie soll vor bösen Geistern und weltlichen Gefahren schützen. So sind beispielsweise auch viele Torii rot angemalt, um Schutz zu bieten.
Inari selbst ist im Shintoismus der oder die Göttin — so wie bei den Kitsune ist auch bei Inari kein Geschlecht vorrangig — des Reises, der Fruchtbarkeit und der Füchse und eine der wichtigsten Kami überhaupt. In menschlicher Gestalt tritt Inari als alter Mann auf, der einen Sack Reis trägt. Begleitet wird er von zwei weißen Füchsen. Welches Geschlecht Inari annimmt, ist von Region zu Region unterschiedlich. In weiblicher Ausprägung wird Inaria gerne als eine Fuchsfrau dargestellt. Aber Inari kann sich auch in andere Wesen verwandeln. Der Hauptschrein des Inari ist der ›Fushimi Inari Taisha‹ in Kyoto: eine der wohl bekanntesten religiösen Anlagen Japans, mit seinen Abertausenden Torii, die den Weg hinauf auf den Berg Inari säumen. Eine kleinere und wohl weniger mit Touristen überfüllte Versionen davon gibt es mit dem ›Takayama Inari-Schrein‹ in der Präfektur Aomori. Beide gehören zu einem mehr als 30.000 Schreine umfassenden, japanweiten Schrein-Netzwerk. 終